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Transrotor Max Nero

Transrotor Max Nero

„Wir brauchen die Dunkelheit genauso wie das Licht. Denn nur in tiefster Finsternis erkennen wir den Trost und den Glanz, welchen uns auch ein kleines Licht schenken kann. Ohne die Dunkelheit wäre das Licht nichts, wir würden es gar nicht erkennen, es wäre ja zu hell.“ (Mein Dorfpastor in einer Schulmesse)

Transrotor Max Nero

In aller Kürze:
In Kombination erreicht der Transrotor Max Nero mit seinem Laufwerk, Arm, System und Netzteil ein Niveau, das nicht nur an den größeren Modellen knabbert, sondern an deren Stuhl sägt.

Transrotor Max Nero


Als Pubertierender geht man angesichts dieser Worte von hochgradigem Weihrauchmissbrauch aus, vielleicht struggle auch noch einiges an Messwein übrig … Heute, ein Dreiviertelleben später, fällt es einem wie Schuppen von den Augen und man gewinnt seine eigene Erkenntnis aus den warmen Worten des alten Pastors.

Akustisches Pendant zur Dunkelheit ist die Stille. Diese kann gemeinhin unheimlich sein, bedrückend, unheilvoll. Doch ebenso bietet sie Trost, Entspannung, Erdung. Sie kann Hintergrund oder Bühne sein, auf der Musik lebendig wird.

Transrotor Max Nero
Der Hauptunterschied zwischen dem bekannten Transrotor Max und dem Nero ist der Plattenteller, der hier statt aus Aluminium aus Polyoxymethylen (POM) besteht. Wer genau hinsieht, kann im Zentrum des Tellers eine feine Vertiefung erkennen, deren Tiefe der Stärke eines Plattenlabels entspricht. Das stellt sicher, dass die Schallplatte so eben aufliegt wie möglich.

Es ist diese Stille, die zuerst auffällt. Nimmt man einen Transrotor Max Nero in Betrieb, vernimmt man kein Rauschen, nicht den Hauch eines Knackens. Nichts kommt – selbst bei versuchsweise voll aufgedrehtem Regler – aus den Boxen. Das kenne ich in dieser Ausprägung von keinem anderen Plattenspieler, der mir in den letzten zwanzig Jahren in die Finger kam. Tauscht man regelmäßig das Equipment und spielt ständig an den Kabeln herum, brummt immer irgendwas. HiFi-Geräte sind halt kein Bühnenequipment.

Um ehrlich zu sein, hatte ich mit einer Diva gerechnet, die mit Samthandschuhen und Uhrmacherwerkzeug bei angehaltenem Atem montiert werden möchte. Geliefert haben die Bergisch Gladbacher eine Fast-Plug’n’Play-Konfiguration, deren Preis sich noch gerade im Rahmen bewegt, deren Klasse hingegen weit darüber hinausgeht. Der Nero basiert auf dem seit intestine fünf Jahren bewährten Max mit seinem Teller aus Aluminium, der mir als feines Laufwerk mit stabilem Fundament, gutem Durchzug sowie zackigem Timing im Hirn blieb. Nur mit sehr filigranen MCs eventuell eine kleine Prise zu frisch an meiner damaligen Anlage. Da sich die Räkes immer etwas dabei denken, wenn sie ihre Geräte überarbeiten, bin ich entsprechend gespannt, wie sich der Max Nero in meiner Umgebung verhält.

Transrotor Max Nero
Kommt Ihnen bekannt vor? Als Tonarm kommt in dem von uns getesteten Exemplar ein RB880 von Rega zum Einsatz. Und wieso auch nicht – der britische Hersteller genießt in diesem Bereich nicht umsonst einen herausragenden Ruf. Dank der innenliegenden Masseführung kann das beigelegte Erdungskabel im Karton bleiben – die Musik breitet sich vor einem rabenschwarzen Hintergrund aus.

Das Kniffligste am Aufbau ist, die einzelnen Trabanten sowie das Laufwerk aus der Verpackung zu schälen. Man merkt direkt, dass die Bergisch Gladbacher auf Nummer sicher gehen. Die Laufwerke verlassen Transrotor mit penibel montierten Arm-System-Kombinationen, damit der Endverbraucher ein absolut „highendiges“ wie perfekt spielfertig justiertes Gerät erhält. Planen Sie additionally eine knappe Stunde zum Auswickeln und nochmal zehn Minuten für den Aufbau ein. Ansonsten ist der Aufbau auch für Laien kein Hexenwerk. Die Basis lässt sich über die Stellfüße perfekt austarieren und in die Horizontale bringen. Das Tellerlager ist ab Werk derart verkapselt montiert und so intestine mit Öl versehen, dass Wartungsarbeiten bei Familie Räke eher zu den exotischeren Aufträgen gehören. Tellerlager gehen bei Transrotor eher selten kaputt. Nachdem der Teller mit einem satten Schmatzen auf seine Aufnahme gerutscht ist, muss man noch die zwei Trabanten aus Motor und Netzteil frei drumherum gruppieren, den Riemen um Teller und Motor-Pulley werfen, und fertig ist die Laube. Gut, könnte man machen, wird der Sache aber nicht gerecht. Wer in stillen Nächten ganz genau hinhört, findet sicher auch, dass ein Cello, hier für uns von Yo-Yo Ma gespielt, runder, körperhafter, nochmals etwas natürlicher wirkt, steht der Motor auf ungefähr elf Uhr.

Transrotor Max Nero
Der Transrotor Max Nero gibt sich kein bisschen Kapriziös – ganz im Gegenteil ist er schön anfängerfreundlich. Die größte Herausforderung stellt sich für frischgebackene Besitzer beim Auspacken der sorgfältig in den Karton sortierten Komponenten. Aufbau und Einstellung gehen dank vormontierter Tonarm-System-Kombi auch Vinyl-Einsteigern leicht von der Hand.

Der Riemen darf den Teller dabei nur so schwach ziehen, dass eine Plattenbürste die Scheibe quick stoppt. In meinem Fall steht der wuchtige Knubbel des Konstant-Netzteils direkt unter dem Tonabnehmer, da die Nadel des Merlo ansonsten doch sehr exponiert und frei in der Luft hängen würde. Jetzt ruht der Handballen während der Nadelpflege stabil auf dem Deckel des Konstant. Der Deckel fungiert gleichzeitig als Schalter für die gewünschte Umdrehungszahl. Eine kleine Einbuchtung lässt dabei den eingravierten Wert erkennen. Über ein kleines Loch im Deckel kommt man an das zur Stellung gehörige Poti, sollte eine Justierung der Drehzahl irgendwann einmal nötig werden. Der dazu zwingend nötige Schraubendreher findet sich ebenso im Lieferumfang wie ein sackschweres Plattengewicht aus Stahl samt graviertem Logo. Das beiliegende Kabel für die Masse des Tonarms darf, wer sich für den Rega RB 880 entscheidet, im Karton lassen, da der Rega-Arm die Masse über die Signalkabel führt. Auch oder gerade wegen dieser nicht alltäglichen Lösung generiert der Max Nero im Leerlauf eine absolute Ruhe, diese rabenschwarze Leinwand, die ich eingangs erwähnte. Doch senkt man die Nadel des Merlo in geschnittenes Vinyl, gehen die Lichter an.

Ungeachtet dessen, ob ein Stadion, große Konzertsäle oder eine Kapelle in den Tiroler Alpen in den Rillen konserviert wurden, es interessiert den Max Nero nicht groß. Wo der Begriff Masselaufwerk eine gewisse Gemütlichkeit suggeriert, beweist Max überraschende Agilität. Gelassen entwirrt er die komplexen Läufe in John Butlers „Ocean“, hält der aufkommenden Brandung stand und zerstäubt die Gewalten zu sprühender Gischt. Zwar hängt mir die Platte etwas zu den Ohren raus, doch ist die Aufnahme eine Wucht. Was der Max Nero hier aus leicht abgenutztem Vinyl zu destillieren vermag, trifft auch nach 15 Jahren noch ins Herz wie am ersten Tag.

Transrotor Max Nero
Die Mischung macht’s: Der Transrotor Max Nero ist eine aus einem ausgeklügelten Materialmix gemeißelte Klangskulptur: Je nach Baugruppe kommt hier Aluminium, Stahl oder – beim Nero besonders outstanding – POM zum Einsatz. Wer beim Gedanken an ein Masselaufwerk eine gewisse Trägheit im Klang erwartet, wird positiv überrascht: Der Nero hängt erfreulich intestine am Gas.

Was das Durchzugsverhalten und die Attacke angeht, verhält sich der Transrotor Max Nero trotz der ganzen Masse einem leichtgewichtigen Brettspieler gar nicht so unähnlich. Man sollte lediglich vermeiden, mit Tellerauflagen zu experimentieren. Ob Carbon, Leder, Filz oder Gummi, immer weichte die Auflage die Attacke auf und nahm einiges an musikalischem Fluss raus. Funky Basslines und elektronisches Geplucker der Gebrüder Kalkbrenner schnappt sich der schwarze Max, wirft sie locker über die Schulter und tanzt Sirtaki zu den Dancegrooves. Wieso geht dieses Laufwerk, dessen Design irgendwo zwischen einer Insel mit drei Bergen und einem Stealth-Bomber liegt, trotz eindeutigem Übergewicht im Vergleich zu meinen Laufwerken ab wie gerade erwähnter Düsenjet? Ein Sumo taugt ja auch kaum als Sprinter. Es könnte am Zusammenspiel der gewählten Materialien liegen. Dirk Räke setzt für die Basis und die Gehäuse der Trabanten auf Alu, Stahl kommt am Lagerdorn und den beiden Auslegern für die Armbasis zum Einsatz. Den Teller fräst man neuerdings – statt wie beim Max aus Alu – für den Nero aus einem extrem zähen und stabilen Kunststoff mit dem unaussprechlichen Namen Polyoxymethylen, kurz POM. Findet sich auch im Motor meines E-Bikes, und was da hält, kann schlecht nicht sein.

Die beruhigende Wirkung dieses Kunststoffs auf die umgebenden, doch recht kühl klingenden Metalle drumherum scheint mir der eigentliche Clou des Max Nero zu sein. Praktischer Nebeneffekt für den Produktionsprozess ist, dass es Kunststoffe wie POM bereits komplett durchgefärbt und dabei in höherer Qualität gibt, als es mit Metall in dieser Konstanz mach-, doch zumindest am Standort Deutschland auf keinen Fall bezahlbar wäre. Der Ausschuss wäre bei den herrschenden Qualitätsansprüchen im Hause Transrotor einfach zu hoch. Da der Rohling eh in der CNC-Maschine steckte, wurden gleich noch die passende Vertiefung für das Plattenlabel sowie eine kleine Stufe in den Rand des Tellers gefräst. Sinn der erstgenannten Maßnahme ist eine möglichste aircraft Auflagefläche fürs Vinyl, das sich dank der kleinen Stufe auch im laufenden Betrieb umdrehen lässt. Macht man allerdings selten, da das satte „Klack“, mit dem der Wahlschalter des Konstant einrastet, dem nicht völlig erwachsenen Nutzer mit jedem Mal das gleiche Grinsen ins Gesicht zaubert – als hätte ein zwar grimmig blickender, doch freundlich einen „geilen Abend“ wünschender Konzertkartenentwertungsbeauftragter simply den Einlass zur Depeche-Mode-Aftershowparty freigegeben.

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Dieses Kribbeln, das unmittelbar vor einem Livekonzert an den Synapsen zupft, das Rückenmark rauf und runter vibriert, lässt sich gemeinerdings in meiner Hütte mit den gegebenen Mitteln nur homöopathisch reproduzieren. Doch statt anthroposophisch verdünntem Placebo kuriert die kleine Bohrinsel aus Bergisch Gladbach meine durch fehlende Livemusik-Infusionen entstandenen mentalen Defizite mit einem Schluck aus der Pulle von Cletus Spuklers bestem Moonshine. Jap, das Zeug brennt, macht blind, öffnet allerdings Koronargefäße und Ohren wie ein Rohrreiniger auf Chlorbasis. Stationen eines lauschenden Abends waren Onkel Pös Carnegie Hall, Zappa in Saarbrücken, danach kurz nach Tokyo zu den Scorpions, und des ökologischen Fußdrucks wegen, man struggle eh in der Nähe, eine Runde Clapton im Budokan. Besonders Livekonzerte liegen dem Max, es muss nicht zwingend Rock oder Blues sein. Mit dem Merlo MC hat Dirk Räke ein vortreffliches Händchen in der Wahl eines geeigneten Systems bewiesen. Dank des rabenschwarzen Hintergrunds, den das Laufwerk generiert, strahlt das Licht des Merlo bis in die hinterste Ecke der imaginären Bühne, verleiht dem durchaus stämmig, dabei immer zackig spielenden Laufwerk eine urtümliche Energie, ähnlich der eines Vollwaschgangs beim Wellenreiten. Trotz aller Schnellkraft und des kraftvoll-drahtigen Fundaments gelingt dem Max Nero der Ritt auf dem Drahtseil. Die Kraft und Dynamik exponierter Masselaufwerke verbindet sich in Transrotors neuem Einsteiger-Laufwerk mit der leichtfüßigen Eleganz englischer Brettspieler. Die Noten in Georg Kreislers „Telefonbuchpolka“ purzeln nur so aus den Lautsprechern, wieseln die Klaviatur erst rauf, dann runter. Hart im Anschlag, im Nachklang knackig und dennoch genauso voll und körperhaft, wie ein Piano gefälligst zu klingen hat. Unbeeindruckt von Kreislers Ritt durch das Namensverzeichnis sortiert der Max Nero sämtliche zungenbrechenden Varianten des Buchstabens V auch für Nichtösterreicher mit der nötigen Balance aus Wiener Schmäh und Sarkasmus schön in Reih und Glied, ohne die Spielfreude des Grandseigneurs zu verwässern.

In Kombination erreichen Laufwerk, Arm, System und Netzteil ein Niveau, das an der Klasse der großen Modelle nicht nur knabbert, sondern ganz schön an deren Stuhl sägt. Als Händler würde ich den Transrotor Max Nero nicht direkt neben einem der noblen Modelle platzieren. Fragen über den Sinn von teureren Möglichkeiten der Schallplattenwiedergabe wären vorprogrammiert.

Transrotor Max Nero

Info

Plattenspieler Transrotor Max Nero mit Tonarm Rega RB 880 und Tonabnehmer Transrotor Merlo

Konzept: riemengetriebenes Masselaufwerk
Antrieb: geregelter Gleichlaufmotor
Material: Aluminium, Polyoxymethylen, Edelstahl
Teller: 40-mm-POM-Teller
Drehzahl: 33 oder 45 U/min
Besonderheiten: zweite Armbasis möglich
Maße (B/H/T): 46/15/36 cm
Gewicht: 20 kg
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis Testmodell: um 4830 € (inkl. Tonarm Rega RB 880 und Tonabnehmer Merlo MC, Laufwerk um 2800 €)

Tonabnehmer Transrotor Merlo

Konzept: Low-Output-MC
Nadelschliff: Harmonic
Auflagekraft: 1,8 g
Ausgangsspannung: 0,5 mV
Frequenzgang: 20 Hz bis 30 okHz
Gewicht: 5,7 g
Preis: um 800 €

Kontakt

Räke Hifi/Vertrieb GmbH
Irlenfelder Weg 43
51467 Bergisch Gladbach
Telefon +49 02202 31046

www.transrotor.de

Mitspieler

Plattenspieler: Acoustic Solid Vintage
Tonarm: Acoustic Solid WTB 213
Tonabnehmer: Clearaudio Charisma V2, Ortofon Quintet Red
Phonovorverstärker: Acoustic Solid Phonovorverstärker
CD-Player: Sony CDP-XA 777ES Swoboda
D/A Wandler: Audiolab M-DAC Mini
Vollverstärker: Einstein The Tune, Magnat MA 900, NAD C 302
Endverstärker: Lehmann Black Cube Stamp
Lautsprecher: Audio Physik Seemon, Heco BellaDonna
Zubehör: Steinmusic, Simply Analog

Der Beitrag Transrotor Max Nero erschien zuerst auf FIDELITY on-line.

Transrotor präsentiert kleineren Plattenspieler Bellini auf der High End

Nach dem Erfolg des großen Strato mit klassischen Formen und Haube stellt Transrotor nun den kleineren Bellini vor. Das mit dem magnetisch verkoppelten TMD-Lager ausgerüstete Laufwerk kostet ab 4500 Euro.

Die hochwertige, über ebensolche Scharniere angeflanschte Haube schlägt mit zusätzlichen 750 Euro zu Buche. Laut Transrotor-Patriarch Jochen Räke (Bild) gibt hinsichtlich Tonarm und Abtaster unterschiedliche Ausführungen zu vergünstigten Komplettpreisen.

Dann sitzt etwa der highendige TRA 9-Arm samt MC-Abtaster Figaro (l.) drauf. Einfacher geht’s mit einem Rega-Ableger und MM-Tonabnehmer – spätere Aufrüstung nicht ausgeschlossen.

Matrix Audio Element M2 Hi-Res Music Streamer | REVIEW

“The reviewing of DACs is a difficult matter,      It’s not just another internet adage; You might think me daft as a high-pass subwoofer; When I tell you, each DAC must have its own special […]

Transrotor Massimo Nero TMD

Transrotor Massimo Nero TMD mit TRA 9 S und MC Figaro – Tradition neu gedacht

Vertraut und doch ganz neu. Transrotor bringt in diesem Jahr gleich drei neue Plattenspieler heraus. Der vorliegende Massimo Nero TMD ist dabei das mittlere Modell, das mit seinem seidig schwarzen Chassis-Block edel und hochwertig wirkt. Schwarz hat seit jeher eine enorme Anziehungskraft auf uns Vinyl-Liebhaber. Die polierten Edelstahlfüße und das passende Auflagegewicht setzen nicht nur optische Akzente. Abgerundet wird das uns gelieferte Gesamtpaket durch den neuen Tonarm TRA 9 S und das wohlbekannte MC Figaro.

Transrotor Massimo Nero TMD mit TRA 9 S und MC Figaro

In aller Kürze

Der schwarze Massimo kommt im optimal abgestimmten Gesamtpaket zum Kunden. Seine stabile und offene Wiedergabe sowie die perfekte Vormontage von Arm und System machen Plug-and-Play auch im High-End-Sektor möglich.

Transrotor Massimo Nero TMD mit TRA 9 S und MC Figaro Navigator


Der Massimo Nero TMD kommt bei mir gut verpackt an und ist mit wenigen Handgriffen aufgestellt. Arm und System sind ab Werk perfekt eingestellt. Ich muss lediglich den Subteller aufsetzen, den Motor neben dem Laufwerk positionieren und den Riemen auflegen – läuft. Dank eines neuen Basismaterials und einer Überarbeitung des Tonarms liegt der Nero TMD preislich deutlich unterhalb des klassischen Massimo-Laufwerks aus Aluminium (Den Test des klassischen Massimo finden Sie hier). Trotzdem sind das magnetgekoppelte Tellerlager (TMD) und der Subteller identisch mit denen des großen Bruders. Der Schlüssel zum günstigeren Preis heißt hier Polyoxymethylen oder kurz POM. Der Kunststoff wird in der Industrie gerne als Alternative zu Metall eingesetzt und zeichnet sich durch eine hohe Steifigkeit, Härte und Festigkeit aus. Gleichzeitig lässt sich POM gut bearbeiten, und es reagiert so gut wie nicht auf Temperaturänderungen. Auch einige Mitbewerber der Bergisch-Gladbacher setzen seit geraumer Zeit auf diesen Kunststoff als Tellermaterial. Dirk Räke und sein Team haben mit diesem Werkstoff bereits beim Transrotor-Modell Dark Star Erfahrungen gemacht.

Transrotor Massimo Nero TMD mit TRA 9 S und MC Figaro
Der Massimo Nero TMD ist eine direkte Ableitung des größeren Massimo TMD. Der zentrale Unterschied zwischen den beiden Laufwerken ist die Verwendung von POM anstatt Aluminium für den Laufwerkblock und den Plattenteller. Das magnetgekoppelte namengebende TMD-Lager ist bei beiden Versionen identisch.

Beim Massimo Nero TMD ist nun der massive Laufwerksblock aus eben jenem Material gefertigt. Die mattschwarze Oberfläche ist tadellos verarbeitet und hat einen seidigen Glanz. In den Ecken des quadratischen Grundrisses lassen sich bis zu vier individuelle Tonarmbasen für Arme von neun bis zwölf Zoll Länge montieren. Auf dem Testgerät ist der ebenfalls neue und nur minimal abgespeckte Tonarm TRA 9 S montiert. Der Neunzöller hat das gleiche Lager und die gleiche magnetische Antiskating-Einheit wie der TRA 9 (ohne S). Die Unterschiede liegen im Armrohr, das beim S einteilig ausgeführt ist. Der TRA 9 hat einen doppeltes Tonarmrohr aus zwei Aluminiumlegierungen (Den Test des TRA 9 finden Sie hier). Auch das Gegengewicht ist beim S-Modell etwas einfacher ausgefallen, lässt sich aber durch zwei schraubbare Einsätze an exotischere Tonabnehmer anpassen. Gleichzeitig ist die verwendete Van-den-Hul-Verkabelung eine Version unterhalb der des TRA 9 angesiedelt. Der bis zu den WBT-Cinchsteckern durchverkabelte Draht wird im neuen Arm innerhalb des Armrohrs ebenfalls durch einen Silikonschlauch bedämpft.

Transrotor Massimo Nero TMD mit TRA 9 S und MC Figaro
Auf dem Testgerät ist der nur minimal abgespeckte kleine Bruder des TRA 9 montiert. Der TRA 9 S entspricht seinem Vorbild in vielen Details und verfügt über eine Innenverkabelung von Van den Hul.

Der isländische Musiker Axel Flóvent hat 2021 das Doppelalbum You Stay By The Sea in einer hervorragend klingenden 45er-Pressung herausgebracht. Seine aufwendig instrumentierten Stücke liefern eingängige Melodien, handwerklich gut gespielte, überwiegend akustische Instrumente und tiefe Hallräume, vor die sich Flóvents sanfte Stimme in Szene setzen kann. Über den Massimo Nero TMD erlebe ich die Weite dieser Aufnahme als ganz selbstverständlich aufgespannte Bühne. Das MC Figaro trägt sicherlich seinen Teil zur akkuraten, offenen und niemals harten Wiedergabe bei (Den Test des Figaro finden Sie hier). Der TRA 9 S hält es sauber in der Spur und sorgt zusammen mit der Basis für eine präzise Basswiedergabe, die ohne künstlich aufgedickte Oberbässe auskommt und somit für Stimmen und Melodieinstrumente jede Menge Platz im Frequenzspektrum lässt. Daraus wiederum ergibt sich die bereits genannte Tiefe in der Aufnahme. Auch das auf dieser Platte häufig nur ganz leicht und piano gespielte Klavier reproduziert der Transrotor akkurat. Das ebenfalls zum Paket gehörende Plattengewicht sorgt für den nötigen Andruck des Vinyls an den POM-Teller.

Transrotor Massimo Nero TMD mit TRA 9 S und MC Figaro
Das Transrotor FIgaro leistet sich keinerlei Ausrutscher und gehört zu den ausgeglichenen Abtastern.

Ich habe zusätzlich mal eine Dereneville-Plattentellermatte ins Spiel gebracht und bei nicht ganz ebenen LPs subjektiv ein nochmals leicht verbessertes Timing festgestellt – ein legitimes Tuning, das Dirk Räke auch selbst schon einmal ausprobiert hat. Wer ganz sicher sein möchte, dass die Platte optimalen Kontakt zum Teller hat, kann noch auf den optionalen Rotorring von Transrotor zurückgreifen.

Transrotor Massimo Nero TMD mit TRA 9 S und MC Figaro
Die Abbildung zeigt den hochpräzisen Synchronmotor (links) nebst zugehöriger Motorsteuerung (rechts). Falls Sie sich über die Mulde a Deckel der Motorsteuerung wundern: Der gesamte Gehäusedeckel ist ein Drehschalter und wechselt die Betriebsspannung zwischen 33,3 und 45 Umdrehungen pro Minute.

Inzwischen liegt das Album Guesswork von Lloyd Cole auf. Das hervorragend von Kai Blankenberg gemasterte Album erzeugt über den Transrotor ein plastisches, dreidimensionales Klangbild, das vor allem durch die ungemein offen aufgenommene Stimme überzeugt. Der Massimo Nero TMD positioniert den Gesang immer exakt in der Mitte. Die Bühnenkante verläuft dabei auf einer Linie genau zwischen den Lautsprechern. Neben der ausgewogenen Wiedergabe über den gesamten Frequenzbereich stimmen hier eben auch die Dimensionen von Instrumenten und Stimmen. Der dreidimensionale Charakter entsteht durch die gute Auflösung, den Platz zwischen den Klangquellen und die tiefe Ausleuchtung des Raums. Schon als ich die ersten Klänge des neuen Transrotor-Pakets hörte, war mir klar – das macht hier ganz viel richtig. Wenn Lloyd Cole auf dem von analogen Synthesizern ausgebreiteten Rhythmusfundament des Stücks „Violins“ seine Stimme erhebt, ist das einer dieser Gänsehautmomente, für die wir unser Hobby schließlich so lieben!

Transrotor Massimo Nero TMD mit TRA 9 S und MC Figaro
Der TRA 9 S unterscheidet sich nur unwesentlich von seinem “großen Bruder” TRA 9.

Dass der Transrotor nichts hinzufügt, zeigt sich an der hörbar wechselnden Bassenergie dieser Aufnahme. Immer wieder lässt Lloyd Cole den Bass aussetzen oder es werden tiefe Frequenzen in den Strophen reduziert, um dann im Refrain wieder eine deutlichere Steigerung zu erzeugen, wenn der Bassbereich eben in vollem Umfang zurück ist. Übrigens ist das ein gerne genutztes Mittel, um die Dynamik von Pop-Produktionen zu erhöhen. Und genau diese Finessen übermittelt der Nero mit studiotauglicher Präzision an die Wiedergabekette.

Transrotor Massimo Nero TMD mit TRA 9 S und MC Figaro
Darf natürlich nicht fehlen: Das Plattengewicht ist im Lieferumfang enthalten.

Die bisher gesammelten Eindrücke prädestinieren den Transrotor Massimo Nero TMD für Jazzaufnahmen. Der Pianist Ramón Valle hat mit seinem Trio das audiophil aufgenommene Album Inner State auf Vinyl herausgebracht. Unterstützt von Omar Rodriguez Calvo (u. a. Triosence) am Kontrabass und Jamie Peet am Schlagzeug entsteht eine echte Club-Atmosphäre im Hörraum. Es läuft „Free At Last“, aufgenommen im Theaterstübchen Kassel. So muss für mich ein Kontrabass klingen: drahtig und mit klarem Ton auf den beiden hohen Saiten und holzig, körperhaft auf den tiefen. Hier unterscheidet das vom TRA 9 S geführte MC Figaro einmal mehr, was in der Aufnahme vorhanden ist und was eben nicht dort hineingehört. Gerade diese Aufnahme habe ich über andere Laufwerke weniger dynamisch und hochauflösend gehört. Das Klavier ist frisch und klar im Diskant und angemessen groß in der linken Hand. Das Schlagzeug darf strahlen, ohne die beiden Mitmusiker zu übertönen. So entsteht nicht nur zwischen den Instrumentalisten, sondern auch auf der Wiedergabeseite ein homogenes Zusammenspiel, das im besten Sinn mit dem Adjektiv „organisch“ umschrieben werden kann. Ein Teil der Aufnahmen zum Ramón-Valle-Album fand in Wien statt. Der Porgy & Bess Club klingt zum Beispiel auf „Little, Irreplaceable Things“ ein wenig größer als die Aufnahmen aus Kassel. Das ist subtil, zugegeben, aber über das Transrotor-Nero-Paket gut hör- und nachvollziehbar.

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So emotional diese Hörsitzung für mich auch sein mag, ich muss noch einmal meine „Tester-Ohren“ einschalten. Das mache ich jetzt vor allem in Bezug auf die Tieftonwiedergabe. Präzision, Schnelligkeit und Dynamik hatte ich diesem Frequenzbereich bereits zugeschrieben und das lasse ich genau so stehen. Wenn es an extreme Tieftonenergie beziehungsweise -wiedergabe geht, dann reizt dieses Masselaufwerk vielleicht nicht alle Möglichkeiten aus. Nochmals: Mir fehlt da gar nichts beim Massimo Nero TMD! Allerdings weiß ich aus Erfahrung, dass es mit den gehörten Platten teils noch ein Quantum tiefer gehen kann. Aber wenn ich nur dieses kleine Haar in der Suppe finde, dann sagt das schon eine Menge über die übrigen Fähigkeiten dieser Laufwerkskombination aus. Und wenn der Wunsch nach einem Upgrade besteht, bitte schön: Sie können recht einfach schon aus dem Transrotor-Baukasten „Abhilfe“ schaffen, indem Sie zum Beispiel mithilfe eines Konstant-FMD-Netzteils noch einen zweiten Motor installieren oder gegebenenfalls doch zum großen Tonarm greifen. Theoretisch lässt der Massimo Nero TMD auch drei Motoren zu.

Transrotor Massimo Nero TMD mit TRA 9 S und MC Figaro
Mit nur einem Tonarm wirkt der Transrotor Massimo Nero recht kompakt.

Serienmäßig wird der Massimo Nero TMD von einem Konstant-Eins-Netzteil mit elektronischer Umschaltung zwischen beiden Drehzahlen und dem entsprechenden Motor angetrieben. Die Motorsteuerung lässt auch eine Feinjustierung der Drehzahl per Schraubendreher zu.

Abschließend habe ich mir das Livealbum Mirrorball von Sarah McLachlan aufgelegt. Wie klar und sauber die Stimme ertönt und dabei genügend Kraft und natürlichen Brustton rüberbringt – Respekt! Gerade weil mich an der detaillierten und durchaus höhenreichen Aufnahme nichts stört, möchte ich nochmals das Transrotor MC Figaro ansprechen. Das bei Goldring gefertigte Moving-Coil-System hat nur wenig mit den eigenen Abtastern des britischen Herstellers gemeinsam. Es ist ganz das Kind von Transrotor-Gründer Jochen Räke. So sind zum Beispiel die Kreuzwicklungen der Spulen ein Alleinstellungsmerkmal des Figaro. Der von einem Aluminium-Nadelträger geführte Diamant mit Vital-Fine-Line-Schliff hat zu keiner Zeit Probleme, den Auslenkungen der Rille zu folgen, und seien sie noch so fein. Niemals wird etwas scharf, niemals ist es unsauber. So muss ein gelungener Abtaster klingen. Wichtig ist allerdings, dass Sie ihn mit 100 Ohm abschließen, damit er die hier geschilderten Eindrücke unbeeinflusst an Ihre Ohren weitergeben kann.

Transrotor Massimo Nero TMD mit TRA 9 S und MC Figaro
Feinmechanik auf höchstem Niveau!

Dirk Räke und seinem Team aus Bergisch-Gladbach ist mit dem Massimo Nero TMD so etwas wie die Quadratur des Kreises gelungen. Die Wahl des Materials scheint mir hier keine Einschränkung, sondern genau die richtige Maßnahme gewesen zu sein. Selten hat ein Plattenspieler-Komplettpaket aus einem Hause in meinem Hörraum so stimmig, souverän und emotional musiziert wie diese drei optimal aufeinander abgestimmten Transrotor-Komponenten. Sie wollen Gänsehaut? Bitte schön!

Flexible Basis

Die Entwicklung des schwarzen Nero geht auf seine Fähigkeit zurück, mehrere Arme aufnehmen zu können und gleichzeitig noch im bezahlbaren Bereich zu sein, erklärt mir Dirk Räke. So bot der Prototyp des Nero den Händlern eine günstige Basis, den seinerzeit neuen Transrotor-Tonarm TRA 9 im Vergleich vorzuführen. Der Massimo TMD aus Aluminium kostet mehr als das Doppelte des Nero.


 

Info

Plattenspieler Transrotor Massimo Nero TMD mit Tonarm TRA 9 S und System MC Figaro
Konzept: Masselaufwerk aus POM mit magnetgekoppeltem Tellerlager (TMD), Netzteil Konstant Eins und externem Motorblock. Basis für bis zu 4 Tonarme. Vormontierter, gerader 9″-Tonarm TRA 9 S mit Van-den-Hul-Verkabelung und Tonabnehmer MC Figaro mit Vital-Fine-Line-Schliff
Ausgänge: durchverkabelt mit WBT-Cinchsteckern
Ausführung: POM mit Edelstahl
Maße (B/H/T): 40/18/31 cm (Basis Massimo Nero TMD mit einem Tonarm)
Gewicht: 12 kg (ohne Motor und Netzteil)
Garantiezeit: 2 Jahre
Preis: um 10 050 € (Testpaket komplett); Masselaufwerk Massimo Nero TMD mit Konstant Eins und Motor um 4300 €, Tonarm TRA 9 S um 3750 €, Tonabnehmer MC Figaro um 2500 €

Kontakt

Räke Hifi Vertrieb GmbH
Irlenfelder Weg 43
51467 Bergisch Gladbach
+49 2202 31046

www.transrotor.de

Der Beitrag Transrotor Massimo Nero TMD erschien zuerst auf FIDELITY online.

FIDELITY zu Gast bei … Transrotor, Räke

23FIDELITY zu Gast bei … Transrotor, Jochen und Dirk Räke, Bergisch Gladbach – Geht’s noch besser?

Lässt man Jochen Räke von Transrotor den Werdegang seiner Firma schildern, könnte man meinen, alles hätte sich aus einer Verkettung von Zufällen zusammengefunden.

Zur rechten Zeit am rechten Ort war er erstaunlich oft, das stimmt. Doch liest man zwischen den Zeilen, wird klar: Transrotors Erfolg resultiert aus der Qualitätsvernarrtheit eines unermüdlichen Optimierers.

Reportage Transrotor Räke
Jochen Räke im Bild rechts neben seinem Sohn Dirk.

Auf dem Weg zu Recherchen und Außenterminen verspüre ich Anspannung. Lampenfieber, das für einen Augenblick alles überlagert. Bin ich vorbereitet? Habe ich die richtigen Fragen? Kamera-Akku geladen? Stimmt die Adresse? Hundert Variablen schwirren durch den Kopf, erzeugen positiven Stress, der mir hilft, mich zu konzentrieren. Normalerweise. An jenem Dezembertag, der sich nicht entscheiden wollte, ob er als sonnig oder verregnet in die Annalen der Wetteraufzeichnung eingehen mochte, war das anders. Auf den letzten Metern durch Bergisch Gladbach schwirrte mir plötzlich eine lang zurückliegende Szene durch den Kopf.

Damals, ich war frischgebackener Volontär, schien in der Redaktion eines Morgens alles auf den Kopf gestellt – die Kollegen misteten den Hörraum aus. Komponenten, die ich längst für angewachsen hielt, wurden dem Lager übereignet. Schließlich (ergänzen Sie hier bitte eine epische Fanfare) tauchte eine Flasche Fensterreiniger auf, mit der alles von Patina, Staub und Fingerabdrücken befreit wurde. Ich weilte noch nicht lange im Verlag, wusste aber, dass wir uns diese Mühe nicht mal für einen Papstbesuch gemacht hätten. Am späten Vormittag rollte schließlich Jochen Räke auf den Parkplatz und wurde erfrischend informell begrüßt, man kannte sich. Und dann dämmerte mir, dass der ganze Wirbel nicht seiner Person galt, sondern dem Mitbringsel, das wir in mehreren Kisten und Kartons in die zweite Etage schleppten. Der Inhalt? Transrotors Tourbillon in staatstragend vergoldeter Ausführung.

Reportage Transrotor Räke
Das aktuelle Top-Modell Artus FMD

Als Azubi war ich noch nicht würdig, so eine Traummaschine zu testen, hatte aber schon einiges erlebt, gesehen und gehört. Produkte, die superb verarbeitet waren, Komponenten mit herausragendem Design und Preziosen, die einfach umwerfend musizierten. Der Tourbillon war nun das erste Produkt, bei dem alles zusammenkam. Freilich, ich als „Gerade-eben-nicht-mehr-Student“ war erschrocken über den Preis: 36 000 DM – ohne Arm und System, versteht sich. Und doch überwog die Faszination angesichts des wuchtigen Exponats mit seinem filigranen Tonarm und den drei massiven Motoren, die einen kiloschweren Teller über das kaum sichtbare Riemchen antrieben. Das Gerät strahlte eine Erhabenheit aus, die den Nutzer geradezu zwang, sich im Geiste die Krawatte geradezurücken, ehe er das Ritual ausführte: Ringgewicht abheben und um den Unterarm hängen, Plattengewicht abnehmen und zur Seite legen, Vinyl platzieren und beide Gewichte wieder in Position setzen, Plattenbesen auflegen und schließlich den Tonarm ausrichten und absenken. Beim Tourbillon erarbeitete … nein, verdiente man sich die Musik.

Garantiert bin ich nicht der einzige, der das nahe Köln ansässige Unternehmen als Maßstab sieht, wenn es um erlesene High-End-Laufwerke geht: Massigste Massedreher, superb verarbeitet und konstruiert, mit Auslegern für bis zu drei Tonarme, verchromt oder vergoldet, in jedem Fall aber poliert und gern auf nadelspitzen Spikes. Noch dazu sind es Objekte, die neben ihrer reinen Grundfunktion als Skulpturen überzeugen. All diese – heute selbstverständlichen – Konzepte nahmen hier in Bergisch Gladbach ihren Anfang.

Reportage Transrotor Räke
Transrotor Massimo.

Präzisionsarbeit

Wer in Anbetracht solcher Leistungen eine große, metallverarbeitende Manufaktur erwartet, dürfte überrascht sein. Am Firmensitz angekommen, manövriere ich den Wagen auf einen kleinen Parkplatz. Er ist von einem Garten umsäumt, der als veritabler Landschaftspark durchginge. Von dort führt mich ein etwa 80 Meter langer Weg hinauf zum Privathaus der Familie Räke. Ein Doppelhaus, wohlgemerkt, aber kein Gebäude, in dem man eine analoge Weltmarke vermuten würde.

„Der Begriff Hersteller ist dehnbar“, wird mir der Firmengründer später seine Sicht der Dinge schildern. Er habe seinen Betrieb stets als Konstruktionsbüro gesehen, die Fertigungskapazitäten im eigenen Haus so optimiert, dass sie schlank blieben. Trotz der Kompaktheit wird mir im Verlauf des Tages mehrmals die Kinnlade runterklappen. Etwa beim Besichtigen des Materiallagers, in dem mehrere Artus-Plattenspieler sowie Dutzende weitere Modelle auf ihre Montage warten. Oder in der kleinen Reparaturwerkstatt, in der allein die vorrätigen Teile für SME-Tonarme dem Gegenwert eines Einfamilienhauses entsprechen. Und nicht nur das: Als Pabst vor Jahren Räkes bevorzugten Motor einstellte, kaufte er kurzerhand sämtliche Restbestände, die ich nun hier in einem Regal bewundern darf. In einem anderen Kellerraum, nur zwei Türen weiter, werden derweil 16 Dreher montiert, vornehmlich Altos. „Im Haus nehmen wir nur noch kleine Eingriffe vor, die für die Endmontage erforderlich sind“, kommentiert Räke das geschäftige Treiben. „Klein“ ist relativ: Die Handvoll Bohrungen verlangt selbst von seinen erfahrensten Mitarbeitern, bisweilen schon über 30 Jahre im Unternehmen tätig, volle Konzentration. Die Vorgaben sind enorm, da die zugelieferten Einzelteile von ortsansässigen Metallbetrieben stammen, die meist für die Autoindustrie fertigen. Dort kennt man sich mit Toleranzen im Hundertstel-Millimeterbereich aus.

Reportage Transrotor Räke
Penibel genau wird immer wieder justiert und überprüft.

Der einzige Fertigungsschritt, den Transrotor nicht an Zulieferer abgibt: die abschließenden Polierarbeiten. Die erforderliche Werkstatt mit ihrer XXL-Version einer Schuhputzmaschine nimmt mehrere Räume in Anspruch, die abermals zum größten Teil mit Regalen gefüllt sind. Auf einer langgestreckten Werkbank erspähe ich die Einzelteile des gewaltigen Artus FMD. „Sie kennen das Gerät“, bemerkt Räke. „Das ist unser Ausstellungsmuster für Messen, das natürlich hier und dort etwas abbekommt“. Gerade ist es aus Warschau zurückgekehrt. Tatsächlich sind fast alle Teile mit roten Markierungen versehen – nachpolieren, bitte! Ich muss zugeben, dass ich an praktisch keiner der Stellen ernstzunehmende Ungenauigkeiten, Dellen oder Kratzer entdecken konnte. Meine persönlichen Toleranzen entsprechen offenkundig nicht denen von Transrotor.

Reportage Transrotor Räke
Die aufwendigen Polierarbeiten erfolgen In-House.

Kurz nachdem wir unsere erste Besichtigungsrunde absolviert haben, gesellt sich Jochen Räkes Sohn Dirk hinzu, der seit zwölf Jahren den Vertrieb leitet, sich um Messen kümmert und die Firma in absehbarer Zeit übernehmen wird. Obwohl er gelernter Grafiker ist und lange in einem Kölner Verlag tätig war, hat er Transrotor im Blut. „Irgendwie war die Firma immer da, und fast alle meiner Kindheitserinnerungen sind damit verknüpft“, erzählt er, als wir später in einem abgelegenen Raum seinen ersten Plattenspieler begutachten. Einen frühen Transrotor AC, den Räke senior für seinen Junior eigens in bunten Farben lackieren ließ.

Die beiden weisen mir den Weg hinaus in den Hof, um eine Hecke herum und auf das benachbarte Grundstück zu einem Bungalow. Den hat Räke vor einigen Jahren als räumliche Erweiterung gemietet, nutzt ihn aber vornehmlich als Museum und Rückzugsort. „Einer der ersten Bungalows dieser Bauart. Von 1959 ist das Gebäude, Bauhaus in Reinform“, schwärmt er beim Aufschließen „Den musste ich einfach haben. Ich sitze häufig im Wohnzimmer und genieße die Aussicht, während ich an neuen Skizzen und Bauplänen arbeite.“ Zuvor nutzte er als Rückzug und Arbeitszimmer eine kleine heizbare Gartenlaube, an der wir auf dem Weg zum Bungalow vorbeikommen. Kaum haben wir jetzt das flache Gebäude betreten, sind wir umringt von einigen Dutzend historischer Transrotor-Modelle – und ich bin mittendrin in einem faszinierendem Vortrag über Räkes Werdegang …

Reportage Transrotor Räke

Erstmal was Bodenständiges

Seit früher Jugend begeisterte er sich Jochen Räke für Technologie, und er war leidenschaftlicher CB-Funker. Dabei eignete er sich erste Kenntnisse über Verstärkerschaltungen an, was wir uns so vorstellen dürfen, dass er alles auseinandernahm, was ihm in die Hände geriet. Eigentlich wollte er sich auch beruflich in diese Richtung orientieren. Doch wie damals üblich, hatten die Eltern einiges mitzureden bei der Lebensplanung ihres Sohnes. Und sie wünschten sich eine bodenständige Ausbildung, was ihm eine Lehre zum Landmaschinenbauer einhandelte. Kein echter Nachteil, da er hier technisches Zeichnen lernte. Der anschließende Wehrdienst war trotzdem eher nach seinem Geschmack. Nach Abschluss der Grundausbildung konnte Räke eine Fortbildung zum Funker ergattern, die ihm eine Versetzung nach Munster bescherte. Von dort unternahm er mit seinen Kameraden häufig Exkursionen ins Hamburger Nachtleben, das er vornehmlich in den Live-Clubs der Hansestadt erlebte. Unter anderem im legendären Star-Club, der gerade zur Hochform auflief. Ob er dort die Beatles gesehen hat, weiß er nicht. Die waren Anfang der Sechziger so unbekannt, dass sie für ihn nur eine unter vielen anderen Bands gewesen wären. Immerhin: Die Zeit passt, möglich wär’s also.

Angefixt von Stimmung und Atmosphäre der Musikszene, heuerte er nach seinem Wehrdienst als Vertriebsmann für PA-Lautsprecher bei der britischen Marke Goodman an. „Die Boxen waren nicht so toll“, erinnert er sich mit einem Schmunzeln. „Der Pressspan löste sich nach kurzer Zeit auf, und wenn man etwas Gas gab, kam eine Staubwolke aus der Reflexöffnung“ – das fand nicht nur er besorgniserregend.

Reportage Transrotor Räke
Reportage Transrotor Räke
Reportage Transrotor Räke
Reportage Transrotor Räke

Da er die Klagen betroffener Musiker müde war, fragte er Goodman, ob er die Boxen für den deutschen Markt verbessern dürfe. Zu seiner Überraschung erhielt er grünes Licht. Seinem Naturell folgend legte er Wert auf Unverwüstlichkeit und übernahm die Attribute bewährter Gitarrenverstärker: Tolex-Bezüge, die das Gebrösel zumindest kaschierten, später sogar neue, massive Gehäuse, Metallkappen für empfindliche Ecken, und weil die Boxen nun schwerer waren, gleich auch noch ein paar Tragegriffe. Das kam im Handel hervorragend an, führte aber zum nächsten Problem: Reihum musste er die alten Modelle in Zahlung nehmen.

Der britischen Geschäftsleitung gefiel diese Investition ins Kundenvertrauen nicht, und so landete Räke erst als Verkäufer in der taufrischen HiFi-Abteilung des Kölner Karstadt und wenig später in einem Münchener Fachgeschäft. „Eine aufregende Zeit war das“, erinnert er sich. „HiFi bekam damals seine heutige Ausprägung, und wir verkauften massenweise JBL Paragon, Bose 901 und Brauns Schneewittchensärge.“ Bei Goodman fanden derweil Umstrukturierungen statt, das Personalrad drehte sich. Ein ehemaliger Kollege, nun in leitender Position, erinnerte sich an den munteren Vertriebsmann und fragte Räke, ob er nicht zurückkommen wolle. Der sagte zu, denn auch bei den Briten wies der Kurs nun Richtung HiFi. Das Lautsprechersortiment wurde umgekrempelt und die Elektronik-Lücken waren mit Vertriebsmarken gefüllt.

Reportage Transrotor Räke
Die Nummer 1: Dieser Mitchell Transcriptor markierte 1968 den Anfang der Transrotor-Geschichte.

Und so verkaufte Jochen Räke als deutscher Vertriebsleiter 1968 seinen ersten Plattenspieler. Mitchells Transcriptor war das, und dem ersten Verkauf folgten noch viele weitere. Allerdings nicht so viele, wie er sich gewünscht hätte, was an der damaligen Wohnsituation lag: „Man hatte Schrankwände, und da passte der ausladende Mitchell kaum hinein“, erklärt er und zeigt mir das Ur-Modell – nicht irgendeinen Transcriptor, sondern eben jenen, den er damals als Ersten verkaufte. Seine Belegschaft hatte die Eigentümerin des Drehers ausfindig gemacht, das Gerät zurückgekauft, aufbereitet und Räke zum 50. Jahrestag geschenkt.

Vor allem die hohe Schutzhaube des Transcriptors war damals zunächst ein Problem. Sie war direkt am Chassis befestigt und vergrößerte beim Öffnen die Tiefe. Das aktivierte den gelernten Maschinenbauer. Abermals funkte er den Vorschlag über den Ärmelkanal, „eine kleine Verbesserung“ in den Dreher einzubauen, und auch diesmal erhielt er ein „Wenn’s unbedingt sein muss“ als Antwort. Er ließ vergrößerte Acrylchassis anfertigen, deren hinteres Ende etwa 15 Zentimeter nach oben gebogen wurde. So ließ sich die Schutzhaube aufklappen, ohne nach hinten zu schwenken. „Erstmals musste ich mich professionell mit der Konstruktion von Plattenspielern beschäftigen, und mir fielen ständig neue Kleinigkeiten auf.“ Er beließ es daher nicht bei der Haube, sondern modifizierte auch Elektronik und Mechanik. Mit seinen Custom-Modellen erzielte Räke so gute Verkäufe, dass Mitchell einige Verbesserungen in die Serie übernahm.

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Aus Transcriptor wird Transrotor

1976 verwendete er dann erstmals das Label Transrotor – eine Namensvariation von „Transcriptor“ – und führte den AC ein, der immer noch auf dem Mitchell beruhte. Allerdings war sein Chassis rechteckig und nicht quadratisch wie das des ausladenden Originals. Dank seiner guten Kontakte erreichte Räke eine Einigung mit den Briten, „dass man sich nicht in die Queere kommen werde“. Er war dringend auf den Konsens angewiesen, da er die meisten Komponenten (Mechanik und Elektronik) weiterhin dort bezog. Chassis und Gehäuse ließ er derweil von Kölner Betrieben fertigen und montierte die Geräte daheim. Rückblickend dürften gerade diese ersten Jahre die einfachsten für Transrotor gewesen sein. Alles lief rund, und die Räkes konnten sich bald das neue Eigenheim leisten, dessen Kellergeschoss für die Lagerung und Montage der Dreher optimiert wurde.

Reportage Transrotor Räke
Verlässlich: Selbst die fast 50-jährigen Urgesteine kann Transrotor noch reparieren. Hier ein AC von 1976.

Doch wie wir wissen, geriet Vinyl in Bedrängnis. Zuerst nagte die Kassette an den Marktanteilen, dann grub die CD das Wasser ab. Mitte der Achtziger war klar, dass es nicht mehr so weitergehen konnte. Räke – mittlerweile gestandener Kaufmann – entschied sich für erste Hilfe in Form neuer Modelle. Zuerst brachte er den Classic auf den Markt, der nach wie vor auf dem Mitchell-Konzept sockelte, technisch aber auf der Höhe der Zeit war. Bislang lag das Vinyl bei seinen Drehern nicht vollflächig auf, sondern ruhte auf sechs massiven Metallpucks, die nach oben aus dem Plattenteller herausragten. „Die Qualität der Pressungen ließ in den Achtzigern aber derart nach, dass sie anfingen durchzuhängen“, klagt Räke. Kurzerhand drehte er den Teller um. Die sechs Pucks dienten nun als bloße Schwungmasse – ein Konzept, dass sich in abgewandelter Form noch im ersten Modell des Tourbillon fand.

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Noch im selben Jahr folgte ein Meilenstein, mit dem er die Zunft der heutigen Oberklasse-Masselaufwerke begründete: Der Quintessence bestand nur noch aus einem Laufwerk, dessen Teller allein 16 Kilogramm wog. Die drei separaten Präzisionsmotoren wurden um die Konstruktion verteilt und so angeordnet, dass der gemeinsame Riemen letzte Ungereimtheiten nivellierte. Auch der (oder die) Tonarm(e) wurde(n) in einer eigenen Halterung montiert, die sich frei positionieren und in jeder Richtung perfekt auf- und einstellen ließ. Und weil das Monstrum den Zeitgenossen im Jahr 1986 ohnehin wie vom anderen Stern erschien, garnierte er den Dreher mit einem On/Off-Schalter, dessen Form sich der Oldtimer-Fan beim Schaltknauf amerikanischer Muscle Cars abschaute – noch heute ein haptischer Leckerbissen.

Reportage Transrotor Räke

„Ich lasse mich gern inspirieren“, erklärt Räke. „Wir hatten Lautsprecherfüße im Sortiment, die griechischen Säulen nachempfunden waren. Die wurden schließlich zur Ableitung von Kräften erfunden. Und letztes Jahr waren wir im Bauhaus in Dessau. Dort sind mir viele neue Ideen gekommen.“ Auch für den nächsten Schritt der Transrotor-Evolution suchte er nach Ideen, die er in den Fenstern gotischer Kathedralen fand: Der Quintessence spielte zwar hervorragend, sprach aber vornehmlich audiophile Puzzle-Fans an. Für kommende Modelle entwarf er deshalb eine dreieckige, geschwungen geschnittene Laufwerksbasis, in deren Ausleger sich je nach Bedarf ein bis drei Motoren und/oder Arme einbauen ließen – unzählige aktuelle Massedreher sind Variationen dieses Schnittmusters. Bei Transrotor entdeckt man es am Rondolino, Zet 1, Tourbillon, Orion und vielen weiteren Modellen. Doch ehe es so weit war, verschaffte Genosse Zufall der Firma die dringend nötige internationale Starthilfe.

1986 unternahm Grundig einen ambitionierten Versuch, sein gehobenes HiFi-Geschäft neu zu beleben. Ergebnis war die exklusive erste Generation der Fine-Arts-Serie, die im Zeichen der neuen Zeit ohne Plattenspieler geplant wurde. Für Produktfotos suchte man nach einem passenden Gerät und kam auf Transrotors Classic.

Reportage Transrotor Räke
Reportage Transrotor Räke
Reportage Transrotor Räke
Reportage Transrotor Räke

„Ich kann mich lebhaft an den Trubel und die Aufräumarbeiten daheim erinnern“, ergänzt Dirk Räke den Bericht seines Vaters. „Ich war noch klein, habe aber gemerkt, dass der Besuch wichtiger war als andere.“ Der Senior wurde sich mit Grundig einig, sicherte zu, ein schwarzes Modell des Classic zu bauen, und erschien damit zum vereinbarten Fototermin. Schon nach wenigen Aufnahmen war er jedoch unzufrieden, weil die Grundmaße seines Drehers nicht zur Anlage passten. Er setzte alles auf eine Karte und machte den Vorschlag, das Shooting am folgenden Tag fortzusetzen. Zum zweiten Termin erschien er mit dem über Nacht umgebauten Classic. Das machte Eindruck: Angetan von Räkes Flexibilität, machte Grundig die Offerte, auf die Axpona in Chicago mitzukommen, wo Fine Arts und Connoisseur (so hieß der schwarze Classic mittlerweile) prompt einen Design-Award einheimsten. „Ich stand da und wusste gar nicht, wie mir geschah. Das lief alles ganz trivial ab: Bitte lächeln, ein Foto, fertig … ein paar Wochen später waren wir in allen amerikanischen HiFi-Zeitschriften“, schwärmt er von der aufregenden Zeit.

Reportage Transrotor Räke
Der an das Bauhaus erinnernde Transrotor Argos.

Seine Erzählung deutet bereits darauf hin, wie Transrotor das CD-Zeitalter überstehen konnte. Als hilfreich erwies sich da natürlich das internationale Geschäft, vor allem aber verstand es Räke, seine Produkte am Bedarf zu orientieren. Und der verlangte nach dem vorläufigen Ende von Vinyl eben nicht mehr nach Convenience, sondern nach highfidelen Genussmitteln. Nach Drehern, die ein gewisses Maß an Individualität ausdrückten. Zugleich hoben seine Qualitätsversessenheit und der Wille zur Optimierung die Vinyl-Wiedergabe auf ein bis dato ungekanntes Klangniveau, das durch Innovationen wie die reibungsfreien Magnetlager oder die kardanische Aufhängung der großen Topmodelle noch weiter ausgebaut wurde.

So rein analog, wie man annehmen möchte, ist die Transrotor-Geschichte übrigens gar nicht. Im firmeneigenen Museum stolpere ich zu meiner Überraschung über einen wuchtigen CD-Spieler, einen Top-Loader, der Anfang der Neunziger in den Handel kam. „Meines Wissens eines der ersten diskreten Geräte“, betont Räke. Tatsächlich waren D/A-Wandler und Ausgangsstufen in einem separaten Gehäuse untergebracht.

Reportage Transrotor Räke
Anfang der Neunziger machte Transrotor einen Abstecher in das digitale Lager.

Auf dem Weg in die Zukunft

Damit endet die Transrotor-Story aber noch lange nicht. Eher im Gegenteil: Die beiden Räkes sprudeln während meines Besuchs geradezu über vor neuen Ideen und machen Andeutungen, dass völlig neue Produkte zu erwarten seien. Eines davon, so viel sei verraten, befasst sich mit dem Problem, dass der jahrzehntelang treue Tonarm-Lieferant SME Ende 2019 beschloss, nur noch für die eigene Marke zu produzieren. Sie ahnen schon, was das bedeutet …

Reportage Transrotor Räke
Der Chef wird nicht müde sich selbst um kleinste Details selbst zu kümmern.

Zudem zeigte Transrotor im vergangenen Jahr auf Messen ein neues Dreher-Modell. Eigentlich hatte ich im Vorfeld gehofft, diese Neuheit bei meinem Besuch in den Fokus nehmen zu können. Doch daraus wurde nichts. „Wir haben noch einmal alles hinterfragt“, bringt mich Räke senior auf den neuesten Stand. Optisch wird es bei dem klassisch gehaltenen Design mit großer Zarge und mittelschwerem Teller bleiben. Mechanisch und elektronisch überarbeite er das Gerät aber noch einmal grundlegend. Mein erster Eindruck von dem Laufwerk ist jedenfalls sensationell: Mit seiner schwarzen oder weißen Zarge, die von einer verchromten Metallintarsie unterbrochen wird, hat der Neue das Zeug zum Klassiker.

Und noch eine Baustelle nimmt die beiden in Beschlag: „In vier Jahren läuft der Mietvertrag für den Bungalow aus“, verrät Räke. Für ihn selbst sei das der späteste Zeitpunkt, um den Rückzug anzutreten. Sohn Dirk ist bereits mit Eifer dabei, die Geschäftsübernahme vorzubereiten, betreut die zahllosen nationalen und internationalen Händler. Die verlorengehende Fläche soll ein neuer Bau ersetzen, der erstmals alle Prozesse sowie Lager unter einem Dach vereint. Ein Vorhaben, das vier Jahre als kurze Spanne erscheinen lässt. Wenige Tage vor meinem Besuch kamen außerdem neue Mitarbeiter hinzu, die es nun in die kniffligen Fertigungsprozesse einzuweisen gilt. Transrotors Blick ist also in die Zukunft gerichtet.

 

Info

Transrotor / Räke HiFi
Irlenfelder Weg 43
51467 Bergisch Gladbach

Tel.: +49 2202 31046

www.transrotor.de

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Der Beitrag FIDELITY zu Gast bei … Transrotor, Räke erschien zuerst auf FIDELITY online.

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